Unmittelbar als Neugeborenes ist eine Verbindung von seiner einzigen Kammer auf das Lungegefäßbett gebaut worden und in zwei weiteren Operationen hat man alles so weit umgebaut, dass das gesamte venöse Blut nicht zurück zum Herzen fließt, sondern erst einen Umweg über die Lunge nimmt. Er hat ein sogenanntes Einkammerherz. Bei manchen meiner Patienten funktioniert das hervorragend, bei Tim leider nicht. Man muss dazu sagen, dass Menschen mit diesem Herzen niemals  so belastbar sind, wie Menschen mit einem normalen Herzen, aber ich habe auch Patienten, die mit dem Fahrrad über die Alpen fahren. Tim hat das nicht getan. Als ich ihn kennengelernt habe, war er 16 Jahre alt und in regelmäßigen Abständen (ca. alle 4 Wochen) mussten wir ihn stationär aufnehmen, weil er so schlimmer Ödeme entwickelt hatte, dass man diese nur noch mit starken Medikamenten über die Vene behandeln konnte. Ich war damals noch ganz neu in der Kinderkardiologie und war geschockt, wie schlimm das Leben doch sein musste, wenn man überhaupt keinen Sport machen konnte. Dennoch redete ich auf ihn ein, er könne doch Yoga machen, oder mindestens spazieren gehen. Alles Dinge, die vor allem mit 16 Jahre total Spaß machen. Dann kam Tim nicht mehr ganz so häufig und als ich kürzlich eine email von ihm bekam, weil er etwas für seine Bachelor-Arbeit recherchieren musste, fiel mir auf, dass ich ihn tatsächlich mehrere Jahre nicht mehr gesehen hatte. Entsprechend nervös traf ich ihn also in unserer Ambulanz. Wie ging es dem armen Jungen von früher?

Aber meine Sorgen waren völlig unbegründet. Tim hat kaum mehr Ödeme. Er lebt ein ziemlich normales Leben und studiert. Was war passiert? Er hatte eine Reha gemacht, in der er mehrere Stunden am Tag Sport gemacht hatte. Und auch wenn diese Motivation seither ein wenig abgenommen hatte, so macht er doch mindestens 3 mal die Woche Sport und fährt überall mit dem Fahrrad hin. Leider mit e, aber das treibe ich ihm schon noch aus. ;)