30 April 2025
Isa lernt Sandra kennen
Mein Oberarztkollege kam zu mir und sagte: „Isa, das ist eine Patientin für dich, mit der können wir alle nichts anfangen. Die kam zur Sprechstunde, nachdem sie 100 km Rad gefahren war, und behauptet, sie sei nicht gut belastbar. Ich denke, die ist besser bei dir aufgehoben.“
Ich war gespannt, wer jetzt da in meine Sprechstunde kommen würde. Das mit der Belastbarkeit ist ja so eine Sache. Nur weil sie 100 km Rad fahren kann, heißt das ja nicht, dass sie für ihre Verhältnisse gut belastbar ist. Auf der anderen Seite konnte ich ja aus der Akte erkennen, dass ihre Operation am offenen Herzen und mit Herzlungen-Maschine gar nicht so lange her war. Was erwartete sie denn? Und dann sind erwachsene Patienten oft doch eine ganz andere Herausforderung. Ich war also schon etwas nervös, was da auf mich zukommen würde.
Im Zimmer sitzt eine Mini-Person. Ich meine das nicht abfällig, aber alles an Sandra ist einfach eine Dimension kleiner. Die Persönlichkeit dazu ist aber dafür um so größer, auch das merkt man sofort. Der brauchte ich keine Verallgemeinerungen an den Kopf werfen. Hier würde nur die Wahrheit und ehrliche Kommunikation helfen.
Bereits nach 5 Minuten war klar, wir sind genau auf der gleichen Wellenlänge, was das Laufen, die Motivation und unsere Lebenseinstellung angeht und innerhalb eines Monats waren wir auch schon zum ersten Mal laufen. Eines unserer ersten Gespräche in diesem Behandlungszimmer hat sich schon gleich um Laufziele gedreht und natürlich habe ich von meinem Langzeit-Traum, einmal Transalp zu laufen, geschwärmt. Kaum sind wir auf unseren heimischen Trails zum ersten mal gemeinsam unterwegs, kommt dann auch von hinten die Frage: „Hast du das ernst gemeint mit dem Transalp? Wollen wir das nicht zusammen machen?
„Voll!“
Und nach einer kurzen Pause: „Dann aber auch für einen guten Zweck“
Und auch da waren wir uns sofort einig.
