July 21, 2025
Trainingswochenende in Oberstdorf
„Wir müssen aber auf jeden Fall auch mal ein paar Tage in den Alpen trainieren!“ hing mir Sandra in den Ohren.
Bericht von Isa

Aber wie? Neben Arbeit, Familie, Projekten und Wochenend-Diensten wusste ich nicht, wie ich auch noch ein ganzes Wochenende in den Alpen unterbringen sollte. Aber manchmal reicht eine Idee, um in die Tat umgesetzt werden zu können. Volker sollte einen Vortrag für den DAV in Oberstdorf halten und die Kinder hatten das ganze Wochenende Kletterwettkampf in Augsburg. Besser konnte es gar nicht gehen. Also planten wir für einen frühen Start am Freitag.
Naja, mit der deutschen Bahn, dem Verkehr, der Arbeit und was einem sonst noch so dazwischen kommen kann, begann unser Trainings-Wochenende dann am Freitag Abend (19.00) am Fuße des Mittags. Beide waren wir hundemüde vom Fahren und den Problemen, die hinter uns lagen. Ich versuchte, gute Laune zu verbreiten, Sandra kümmerte sich um unser Vorankommen. Kaum waren wir losgelaufen, hörte ich ein lautes Aufatmen. Die frische Bergluft, die Bewegung, die Natur. Auf einmal waren alle Strapazen gerechtfertigt und es war einfach schön unterwegs zu sein. Völlig alleine wanderten wir im Stechschritt auf den Mittag, um ihn dann entspannt wieder runter zu laufen. Unser Trainingswochenende konnte starten.

Für den Samstag hatte ich eine lange Tour auf das Fellhorn über das Söllereck geplant. Die Strecke war zwar nicht super technisch, versprach aber tolle Aussichten, leichte Gratwanderungen und viele Möglichkeiten, Wasser nachzufüllen, was man bei langen Touren schon immer bedenken muss. Das Wetter war traumhaft, die Natur umwerfend. Überall blühte die Alpen-Flora um die Wette und vom Grat aus konnten wir rüber auf die österreichische Seite und die beeindruckenden Berge des Klein-Walsertals blicken. Ein Skiwasser an der Fellhorn-Hütte rettete meine völlig ausgeschöpften Trinkvorräte und mit Vollgas ging es ins Tal. Wobei ich zugeben muss, dass meine Bergabfähigkeiten immer etwas zu wünschen übrig lassen.
Volker, der erst vor 3 Monaten eine neue Hüfte bekommen hatte, lies es bergab etwas langsamer angehen und so trafen wir ihn bei unserem zweiten Anstieg in bester Laune am unteren Teil der Strecke. Er wollte langsam zum Hotel zurückkehren, während Sandra und ich einen zweiten Anstieg versuchen würden und obwohl wir, glaube ich, beide nicht so recht daran glaubten, schafften wir es bis zur oberen Hütte und kehrten dann ebenfalls absolut zufrieden nach Oberstdorf zurück. Ein Nachmittag im Wasser und mit einem guten Buch versprach die Erholung für den nächsten Tag.
Leider sollte uns das Wetter am Nebelhorn nicht ganz so gut gewogen sein. Schon beim Anstieg drohte uns ein Gewitter und wir entschieden uns gegen die Grat-Überquerung vom Geißalphorn zum Nebelhorn. Also direkt zum Nebelhorn. Naja und dann sind da drei erfahrene Bergziegen unterwegs und natürlich verlaufen sie sich auf der einfachsten Strecke der Oberstdorfer Alpen. Einfach der Straße folgen, wäre ja aber auch langweilig gewesen. Der kleine Trail schien da viel verlockender. Wenn man ihm denn gefolgt wäre. Auf einmal fanden wir uns mitten im Nirgendwo in einem Bachbett wieder. Ach, das war gar nicht der Weg gewesen? Aber jetzt zurück wäre ja auch blöd. Wenn wir einfach weitergingen, würden wir auf dem Grat rauskommen und könnten quasi ebenerdig zum Nebelhorn queren. Das Gewitter war vorbei gezogen, das Wetter war wieder schön, ja die Sonne war sogar herausgekommen und ein bisschen klettern hatte noch niemandem geschadet, oder?
Da ich jetzt diese Geschichte schreiben kann, ist ja alles gut gegangen, aber ein bisschen haarig war es schon. Sicher nie gefährlich und immer kontrolliert. Trotzdem - so eine Situation brauche ich nicht so schnell wieder. Etwas abgekämpft kamen wir am Nebelhorn an, nur um festzustellen, dass das Wetter wieder umgeschlagen hatte. Also kein Abstecher über das Oytal, sondern direkt runter und so schnell wie möglich weg vom Gipfel. Mit schnellem Schritt ging es runter zur Mittelstation des Nebelhorns, wo das Gewitter endgültig losbrach. „Vielleicht ein kleiner Kaffee in der Hütte, bis der schlimmste Regen vorbeigezogen ist?“ schlug ich kleinlaut vor? Volker, der mich erst für komplett bescheuert hielt, musste überzeugt werden, aber Sandra war sofort dabei. Zwei Kaffee und eine Gulaschsuppe später (Volker konnte nicht widerstehen), kam die Sonne wieder raus und wir setzten unbehelligt unseren Weg ins Tal fort.
Ein wunderschönes Wochenende mit reichlich Höhenmetern, Abenteuer, toller Natur, fabelhafter Aussicht und mit tollen Menschen war vollbracht. Hoffentlich wird der Transalpine Run genauso schön!
