Nach dem erfolgreichen ersten 100 km-Lauf im Frühjahr und dem Absolvieren des Transalpine Runs war die Motivation, noch einen großen Lauf im Winter zu schaffen, zunächst sehr hoch und ich stieg hochmotiviert ins Training ein. Irgendwie hatte ich aber wohl die vergangenen Monate ein bisschen überschätzt. Die langen Läufe, das schlechte Herbstwetter, gepaart mit unglaublich viel Arbeit, die sich durch die TAR-Woche, aber auch dadurch, dass das Jahr sich dem Ende neigt, anhäufte, machten die Vorbereitung auf dieses letzte Ziel sehr schwer.
Die langen Läufe waren nicht mehr einfach nur noch Spaß und die Lust ließ doch reichlich nach. Langsam begann das Zweifeln, ob das alles noch klappen würde. Versteht mich nicht falsch. Ich liebe sowohl meine Arbeit als auch den Laufsport. Aber manchmal ist einfach alles ein bisschen viel. Eine 60% Stelle an der Uniklinik bedeutet eben eher 35 Stunden und das Training für einen echten Ultra bedeutet eben manchmal auch einfach noch 15 Stunden oben drauf. Dazu der Schulbeginn, der ja in Bayern immer bedeutet, dass man den ganzen Schulstoff dann jeden Tag zuhause nochmal mit den Kindern durchmachen darf. Ich ging ein bisschen auf dem Zahnfleisch.
Letzte Woche war dann die letzte schwere Trainingswoche, beginnend mit 35 km am Montag. Überraschenderweise ging es mir besser als die letzten Wochen. Die Müdigkeit danach war nicht so schlimm und ich hätte vermutlich sogar noch weiterlaufen können.
Entgegen meiner Erwartung war es mir an meinem freien Tag in der Arbeit tatsächlich möglich, endlich mal ein paar der schon monate-alten ToDo’s abzuarbeiten und der schier unerklimmbare Berg an Papierkram wurde tatsächlich ein bisschen kleiner. Zwei weitere Longruns Freitag und Samstag gaben mir zum ersten Mal das Gefühl, dass das ganze Unterfangen mit den 99 km in Chiang Mai doch noch klappen könnte.
Ohne große Erwartungen aber mit viel guter Laune startete ich dann Sonntag beim Memmelsdorfer Schlosslauf, einem lokalen Event über 10,8 km. Ich liebe diese lokalen Volksläufe. Sie werden mit Herzblut organisiert und bieten ein unglaublich abwechslungsreiches Teilnehmerfeld. Dieses Mal durfte ich 9 km mit einer Frau laufen, die ein perfektes Tempo anschlug und unerwartet konnte ich mithalten (weit über dem Tempo, dass ich eigentlich laufen wollte). Es hat furchtbar Spaß gemacht und mich motiviert, mal wieder mehr dieser Volksläufe in mein Programm aufzunehmen.
Jetzt aber bin ich zum einen unglaublich froh in mein Tapering für Chiang Mai starten zu dürfen und auch zum ersten Mal optimistisch, dass ich diese 99 km sogar schaffen kann, wenn mich die Hitze nicht zu sehr plättet.
Drückt mir die Daumen. Das Ziel ist der CCC nächstes Jahr.